Wem können wir glauben? Die kleinen und großen Umweltlügen im Finanzbereich

Ein Gastbeitrag von Dr. Bernd Villhauer, Geschäftsführer des Weltethos-Instituts, Tübingen

Wir leben in der Zeit einer umfassenden Transformation. Viele Herausforderungen begegnen uns; eine der wichtigsten ist die Herausforderung, unser Leben und Arbeiten so zu gestalten, dass die Lebensbedingungen auf der Erde sich nicht weiter katastrophal verschlechtern. Die jetzt auf der Erde lebenden Menschen werden darüber entscheiden, ob wir als Spezies eine Zukunft haben. Wie werden wir dieser Verantwortung gerecht?

Viele Personen und Firmen, so scheint es, arbeiten mit Hochdruck an umweltfreundlichen Produkten und Dienstleistungen. Immer mehr übernehmen sichtbar Zukunftsverantwortung, nach innen wie nach außen. Sie verbessern ihre Produktionsprozesse, prüfen ihre Lieferketten, beleuchten kritisch, welche Auswirkung ihre Arbeit auf Menschen und Umwelt hat. Und sie reden darüber, inspirieren andere es ihnen gleich zu tun. Wir sind auf einem guten Weg.

Aber stimmt das auch wirklich? Können wir der Darstellung der Wirtschaftsakteure glauben? Handeln nicht auch viele als Möchtegernweltretter und Windowdresser? Wenn wir genauer hinsehen, dann erkennen wir, dass neben echter Transformation, ernsthaftem Umweltbewusstsein und realer Nachhaltigkeit auch gerne die große Lüge erzählt wird, die wir als „Greenwashing“ bezeichnen.

Und diese Schönfärberei gibt es gerade auch im Finanzbereich: Fonds, die den CO2-Ausstoß reduzieren sollen, Konten, die den Regenwald schützen, Versicherungen mit garantierter Nachhaltigkeit. Plötzlich sind alle Finanzhäuser grün – oder tun zumindest so…

Wer betreibt Greenwashing und was können wir daraus lernen? Damit beschäftigt sich Bernd Villhauer in seinem Buch „Meine Bank wäscht grüner. Die Ökolügen der Finanzbranche“ (Hirzel Verlag, Stuttgart 2023). Er beschreibt die verschiedenen Formen der Umweltflunkereien und macht klar, dass oft auch deshalb Falsches gesagt wird, weil es noch an Informationen oder klaren Definitionen von Nachhaltigkeit fehlt. Anhand vieler konkreter Beispiele wird gezeigt, wo die wirklichen Hebel für notwendige Transformationen zu finden sind. Denn gerade im Finanzbereich können und müssen wir entscheidende Prozesse in Gang bringen und Gelder an die richtigen stellen leiten. Dann müssen uns die Veränderungen keine Angst machen.

Verfasser des Gastbeitrages: Dr. Bernd Villhauer ist Geschäftsführer eines Instituts für Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Universität Tübingen, des Weltethos-Instituts. Der Ökonom und Philosoph arbeitet seit vielen Jahren im Bereich der Finanzen und hat eine eigene Beratungsfirma;
Wir sind mit Dr. Villhauer über einige Themenfelder verbunden. Sein Buch können Sie in der Buchhandlung Ihres Vertrauens und Online erwerben.

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